Am 16. September 2021 führte die Themenlinie 4 „Neue Formate“ im Rahmen einer „Real-Time“-Session auf der ITD 2021 erfolgreich das dritte Dialogforum (zu den ersten beiden Dialogforen) für td-Forschende und Interessierte aus Wissenschaft und Praxis durch. In diesem Kurzbericht werden Ablauf und Ergebnisse der ITD 2021 Real-Time Session zusammengefasst.

Auf die ersten beiden Dialogforen im März und Juli 2021 folgte Mitte September im Rahmen der rein online organisierten International Transdisciplinarity Conference 2021 (ITD21) das dritte Dialogforum der Themenlinie 4 „The role and shape of innovative formats in different transformative research settings“ als „Real-Time Session (RT 5.1)“. Die ITD21 ist eine internationale Fachkonferenz für Transdisziplinarität und wird organisiert vom Network for Transdisciplinary Research und dem Transdisciplinarity Lab der ETH Zürich. Insgesamt haben über 500 td Interessierte und Expert*innen an der Konferenz teilgenommen. Einige innovative Formate haben an Beliebtheit gewonnen (z.B. Real-World-Labs, Rhodius et al. 2021) und finden Anwendung in unterschiedlichsten Handlungsfeldern und Kontexten mit dem Ziel gesellschaftliche (und teilweise auch wissenschaftliche) Wirkungen zu erzielen. Andere neue innovative transdisziplinäre Formate haben sich aufgrund unterschiedlichster Bedarfe und Anwendungskontexte, teilweise aus Methodenkombinationen heraus, (weiter)entwickelt und bereichern die transdisziplinäre Forschung. Ausgehend von diesen Beobachtungen und Entwicklungen tauschten sich im RT 5.1 ca. 50 td Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen mit diversen (inter-)disziplinären und (inter-)kulturellen Hintergründen über ihre Erfahrungen in der Anwendung innovativer Formate und möglichen Modifikationen von Methoden aus.

Zentrale Leitfragen für den Workshop waren: Was ist das spezifisch „Neue“ an innovativen Formaten? Warum und wann brauchen wir innovative Formate? Was sind die Herausforderungen beim Einsatz von td-Formaten? Und welche Methoden(-kombinationen) unterstützen bestimmte td-Formate oder sind in einer bestimmten td-Phase besonders nützlich? Auch die die konzeptionelle Abgrenzung zwischen Methoden und Formaten waren Gegenstand der Diskussion.

Nach einem kurzen Input zur Struktur der tdAcademy, wurde von den Organisator*innen des Workshops in zentrale Begriffsverständnisse bzw. Konzepte eingeführt. Dabei wurde insbesondere eine begriffliche Unterscheidung von Transdisziplinarität versus Transformation, „alten“ versus „innovativen/neuen“ Formaten sowie Formaten versus Methoden vorgestellt (Brohmann et al. 2021). Daran anschließend wurden drei verschiedene Formate (AExpertirience, Transmente und living labs in SISCODE) präsentiert, die je in ihrer konkreten Ausprägung bzw. ihrem Anwendungskontext eine Innovation darstellen oder innovative Elemente aufweisen und daher die vertiefende Diskussion zum Mehrwert bzw. Bedarf innovativer Formate sowie potenziellen Kriterien und Herausforderungen spezifischer Formate, befruchten konnten.

Präsentation ausgewählter innovativer td Formate im Rahmen von AExpertirience (Walbrodt 2021), dem Transmente-Ansatz im s:ne Prozess (Kleihauer 2021) und der Lab-Fallstudie im Rahmen von SISCODE (Schmittinger 2021)

In den an die Input-Phase anschließenden moderierten Kleingruppen-Diskussionen stand der Diskurs über die unterschiedlichen Grade an Innovativität, Offenheit bzw. Strukturiertheit, die in den vorgestellten td Formaten umgesetzt wurden (strukturiert: z.B. Transmente; hybrid: z.B. SISCODE; unstrukturiert-offen: z.B. AExpertirience), im Fokus. Ausgehend von der Heterogenität der Format-Settings, wurden im Plenum unterschiedliche Anwendungsfälle, der wissenschaftliche und praktische Mehrwert (research vs. action) und die Herausforderungen innovativer td Formate reflektiert. Im Fokus standen Überlegungen zur Integration neuer informeller und zugleich interventioneller Formate, wie beispielsweise künstlerische Ansätze, in die td Forschung. Ausgehend von der Frage, welchen Forschungsbeitrag Kunst liefern kann, wurden der experimentelle Wert von künstlerischen Interventionen als „entry point“ in den Diskurs, das „heilende Momentum“ im Konfliktfalle sowie als eine neue Perspektive auf diskursive Macht- und Besitzverteilungen, zusammengefasst also eine „initiative Kraft“ der Kunst, akzentuiert.

Das Innovationspotenzial von Formaten bestimmt sich dabei nicht nur nach neuen Methodenkombinationen (z.B. künstlerische Elemente in td Settings), sondern maßgeblich danach, wie neue gesellschaftliche Herausforderungen durch die Integration verschiedener gesellschaftlicher und menschlicher Dimensionen (Raum, Werte, Ästhetik, Technologien, Kultur, Kommunikation) entlang des gesamten Lebenszyklus (bspw. von Produkten oder Dienstleistungen) auf emotionaler und interaktiver Ebene adressiert werden können. Eine besondere Sensibilität für die spezifische Kontextualität von innovativen Formaten wurde als zentraler Erfolgsfaktor und gleichzeitig Herausforderung (z.B. in der Entwicklung von Zielorientierungen, Aufnahme von Problemimpulsen, konstruktiver Akteurskonstellationen etc.) für gelingende td Ansätze betont. Zudem können festgefahrene Strukturen, etablierte Machtverhältnisse und institutionelle Pfadabhängigkeiten eine besondere Schwierigkeit für die Realisierung neuer Problemlösungswege mittels innovativer td Ansätze (research und action) darstellen.

Ideen und Reflexionsergebnisse zu den Leitfragen des Workshops aus der zusammenführenden Plenumsdiskussion

Kurzdokumentation als PDF (auf Englisch)

Zu beiden Dialogforen liegen bereits erste Kurz-Dokumentationen vor:

Dialogforum 1: Workshop-Dokumentation des Online-Workshops vom 17. März 2021. Schader Stiftung

Dialogforum 2: Dokumentation des Online-Workshops am 23. Juli 2021. Öko-Institut e.V.

Zitierte Quellen:

Brohmann, B./ Mbah, M./ Kelly, R. (2021): ITD 2021-Workshop Concept (RT 5.1) – “The role and shape of innovative formats in different transformative research settings”; 16.9.2021; Online.

Heinrichs, H./ Walbrodt (2021): AExpertirience. https://hoernemann-walbrodt.de/aexpertirience/.

Kleihauer, S. (2021): Transment process in a nutshell. Input; ITD 2021-Workshop “The role and shape of innovative formats in different transformative research settings”; 16.9.2021; Online.

Rhodius, R.; Bachinger, M.; Koch, B. (2021): Wildnis, Wald, Mensch. Forschungsbeiträge zur Entwicklung einer Nationalparkregion am Beispiel des Schwarzwalds. München: oekom.

Schmittinger, F. (2021): SISCODE: Co-Design for Society in Innovation and Science. Input; ITD 2021-Workshop “The role and shape of innovative formats in different transformative research settings”; 16.9.2021; Online.

Schmittinger, F./ Mariani, I./ Deserti, A./ Rizzo, F. (2021): SISCODE – Co-Design for Society in Innovation and Science. https://siscodeproject.eu/wp-content/uploads/2021/05/D5.2_Interactive_Guidebook.pdf

Walbrodt (2021): Path and goal: sustainable development of the joint municipality of Wathlingen – an artistic-scientific exploration. Input; ITD 2021-Workshop “The role and shape of innovative formats in different transformative research settings”; 16.9.2021; Online.